Jetzt patchen! Cleo-Produkte werden aktiv für Ransomware-Angriffe ausgenutzt

Das Schlimmste, was es aus sicherheitstechnischer Sicht in der IT gibt, ist eine aktiv ausgenutzte RCE-Schwachstelle (Remote Code Execution) mit Systemprivilegien, die keine Benutzerinteraktion erfordert. Sicherheitslücken wie diese können Software betreffen, die in Fortune-500-Unternehmen weit verbreitet ist, und werden damit zu tickenden Zeitbomben. Wenn sich fortschrittliche, hartnäckige Bedrohungsakteure auf eine solche Schwachstelle oder CVE (Common Vulnerabilities and Exposures) stürzen, wird ihre Behebung zur Notfallmaßnahme. In jüngster Zeit erfüllte CVE-2024-50623 (jetzt auch als CVE-2024-55956 verfolgt), die mehr als 4.200 Benutzer der MFT-Software (Managed File Transfer) von Cleo betrifft, all diese Voraussetzungen für eine Katastrophe. Sie wurde zum wichtigen Momentum in Ransomware-Kampagnen, die mehrere Fortune-500-Unternehmen betreffen, welche jetzt im Rampenlicht der Berichterstattung über Cybersicherheit stehen.

Diese Cybersecurity-News gibt einen Überblick über die Ereignisse im Zusammenhang mit CVE-2024-50623 und CVE-2024-55956 sowie die damit verbundenen Ransomware-Kampagnen. Auch wenn Sie kein betroffenes Produkt verwenden, erhalten Sie hier wertvolle Einblicke in den Lebenszyklus von Schwachstellen und die Risiken der Software-Lieferketten von Drittanbietern. 

CVE-2024-50623 und CVE-2024-55956: Chronik der Ereignisse

Der Lebenszyklus von Sicherheitslücken ist komplex. In unserem früheren Artikel über das Schwachstellenmanagement der nächsten Generation finden Sie eine ausführliche Erklärung, wie dieser Prozess abläuft. In diesem Bericht stellen wir den Ablauf der Offenlegung und Behebung von CVE-2024-50623 und anschließend CVE-2024-55956 vor, als ein fehlgeschlagener Patch-Versuch des Softwareanbieters Cleo entdeckt und von Ransomware-Akteuren ausgenutzt wurde. Unser Greenbone Enterprise Feed enthält Erkennungsmodule für beide CVEs [1][2], die es Unternehmen ermöglichen, anfällige Systeme zu identifizieren und Notfallmaßnahmen zu ergreifen. Hier die zeitliche Abfolge der bisherigen Ereignisse:

  • Oktober 2024: CVE-2024-50623 (CVSS 10 Kritisch), das mehrere Cleo-MFT-Produkte betrifft, wurde vom Hersteller veröffentlicht, und eine gepatchte Version 5.8.0.21 wurde freigegeben.
  • November 2024: CVE-2024-50623 wurde zur Gewinnung von Daten genutzt und wirkte sich auf mindestens zehn Organisationen weltweit aus, darunter Blue Yonder, ein von Fortune-500-Unternehmen genutzter Lieferkettenmanagement-Service.
  • Dezember 2024: Sicherheitsforscher von Huntress identifizieren eine aktive Ausnutzung von CVE-2024-50623, mit der das ursprüngliche Patch (Version 5.8.0.21) umgangen werden kann.
  • Dezember 2024: Huntress beobachtet einen deutlichen Anstieg der Ausnutzung. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Exploit-Code im Rahmen eines Malware-as-a-Service-Geschäftsmodells für Internetkriminalität verkauft wird, oder einfach darauf, dass die Angreifer ihre Aufklärungsarbeit abgeschlossen und eine breit angelegte Kampagne mit maximaler Wirkung gestartet haben.
  • Dezember 2024: Dem Softwarehersteller Cleo wird eine aktive Ausnutzung und ein PoC-Exploit-Code (Proof of Concept) gemeldet.
  • Dezember 2024: Der Hersteller Cleo gibt eine Erklärung ab, in der er einräumt, dass seine Produkte trotz Sicherheits-Patches ausnutzbar sind, und gibt zusätzliche Hinweise zur Schadensbegrenzung heraus.
  • Dezember 2024: Wachtowr Labs veröffentlichte einen detaillierten technischen Bericht, der beschreibt, wie CVE-2024-50623 eine RCE über Arbitrary File Write [CWE-434] ermöglicht. Cleo veröffentlicht eine Anleitung zur Schadensbegrenzung und aktualisiert und den Patch auf Version 5.8.0.24.
  • Dezember 2024: Ein neuer Name, CVE-2024-55956 (CVSS 10 Kritisch), wird für die Verfolgung dieser anhaltenden Schwachstelle herausgegeben, und die CISA (Cybersecurity & Infrastructure Security Agency) fügt die Schwachstelle ihrem KEV-Katalog (Known Exploited Vulnerabilities) hinzu, der die Verwendung in Ransomware-Angriffen kennzeichnet.

Cleo-Produkte für Ransomware-Attacken missbraucht

Die von CVE-2024-50623 und CVE-2024-55956 ausgehende Gefahr für das globale Business ist hoch. Diese beiden CVEs betreffen potenziell mehr als 4.200 Kunden von Cleo LexiCom, einem Desktop-basierten Client für die Kommunikation mit großen Handelsnetzen, Cleo VLTrader, einer auf mittlere Unternehmen zugeschnittenen Lösung auf Serverebene, und Cleo Harmony für große Unternehmen.

Die CVEs wurden kürzlich in einer Ransomware-Kampagne als erste Zugangsvektoren verwendet. Der Ransomware-Angriff von Termite zog im November 2024 auch Blue Yonder, eine Tochtergesellschaft von Panasonic, in Mitleidenschaft. Blue Yonder ist eine Plattform für das Lieferkettenmanagement, die von großen Technologie-Unternehmen wie Microsoft, Lenovo und Western Digital sowie von rund 3.000 anderen globalen Unternehmen aus vielen Branchen genutzt wird; Bayer, DHL und 7-Eleven, um nur einige zu nennen. Der Ausfall des von Blue Yonder gehosteten Dienstes führte bei StarBucks zu Unterbrechungen in der Gehaltsabrechnung. Zu den jüngsten erfolgreichen Ransomware-Angriffen hat sich auch die Ransomware-Gruppe Clop bekannt.

In der zweiten Phase einiger Einbrüche in IT-Systeme listeten die Angreifer Active Directory Domänen [DS0026] auf, installierten Web-Shells [T1505.003], um sich festzusetzen [TA0003], und versuchten, Daten aus dem Netzwerk des angegriffenen Systems herauszufiltern [TA0010], nachdem sie den ersten Zugriff via RCE erhalten hatten. Eine ausführliche technische Beschreibung der Architektur der Termite-Ransomware ist verfügbar.

Behandlung von CVE-2024-50623 und CVE-2024-55956

Instanzen von Cleo-Produkten der Version 5.8.0.21 sind immer noch anfällig für Cyberangriffe. Der neueste Patch, Version 5.8.0.24, ist erforderlich, um die Anfälligkeit zu verringern. Alle Benutzer werden dringend gebeten, die Aktualisierungen rasch durchzuführen. Zu den weiteren Schutzmaßnahmen und bewährten Praktiken gehören die Deaktivierung der Autorun-Funktionalität in Cleo-Produkten, das Entfernen des Zugriffs aus dem Internet oder die Verwendung von Firewall-Regeln, um den Zugriff nur auf autorisierte IP-Adressen zu beschränken, sowie das Blockieren der IP-Adressen der in die Angriffe verwickelten Endpunkte.

Zusammenfassung

Cleo Harmony, VLTrader und LexiCom vor Version 5.8.0.24 werden aufgrund von kritischen RCE-Schwachstellen (CVE-2024-50623 und CVE-2024-55956) aktiv ausgenutzt. Diese Schwachstellen waren der Einstiegspunkt für erfolgreiche Ransomware-Angriffe gegen mindestens zehn Organisationen, von denen Fortune-500-Unternehmen betroffen waren. Greenbone bietet eine Erkennung für die betroffenen Produkte an, und die Benutzer werden dringend gebeten, Patches und Strategien zur Schadensbegrenzung anzuwenden, da Angreifer diese Schwachstellen mit Sicherheit weiterhin ausnutzen werden.